München
Die komplexe und vielschichtige Erkrankung Krebs zeigt je nach Art des Krebses große Unterschiede in der zugrundeliegenden Biologie, dem klinischen Verlauf und den therapeutischen Möglichkeiten. Um Krebs zu bekämpfen, sind daher auch komplexe und vielschichtig angelegte Forschungskonzepte notwendig. Dazu gibt es am DKTK Partnerstandort München verschiedene Ansätze, die von der mechanistischen Modellierung über die Immunonkologie bis zur personalisierten molekularen Onkologie reichen.
Zur Entwicklung neuer Behandlungen muss zunächst die Basis der einzelnen Krebserkrankungen besser verstanden werden. Die dafür nötige Grundlagenforschung erfolgt am Standort München u.a. in den aktuell geförderten Projekten Transregio UbiQancer TRR387, LETSimmun SFB/TRR 338, Microbiome Signatures SFB 1371, und der Forschungsgruppe Hämatopoetischen Nischen FOR 2033 sowie den abgeschlossenen Projekten SFB 1335, SFB 1321, SFB 1243, SFB1054 und SFB 824. Die Forschung wird unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, der Europäischen Union EU und zahlreichen weiteren Fördergebern.
Der reine Erkenntnisgewinn nützt in der medizinischen Behandlung zunächst jedoch wenig: um für Patient:innen etwas bewirken zu können, müssen die neu gewonnenen Einsichten in eine klinische Behandlungsstrategie übersetzt – also translatiert – werden. Die frühe Translation ist die Verbindung der Grundlagenwissenschaften mit der Klinik. Sie steht im Mittelpunkt des Partnerstandortes München am Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK).
Deshalb wird am Standort München der zentrale Schwerpunkt auf die mechanistische Modellierung von Krebserkrankungen gelegt. Die entwickelten Modelle dienen dazu, neue Angriffspunkte, die sog. Vulnerabilitäten von Krebs zu identifizieren, die potentiell therapeutisch angreifbar sind. Hier können Modelle genutzt werden, um Behandlungsstrategien zu erproben, ohne Patient:innen belasten zu müssen. Dazu zählen Organoid-Modelle, die den Tumor in mikroskopisch kleinen Kopien im Reagenzglas nachbilden. Darüber hinaus werden Genomik- und Proteomikanalysen zur Untersuchung von Patient:innenproben auf DNA- und Proteinebene eingesetzt.
Die Forschung an Mechanismen ist die ideale Grundlage der zwei weiteren translationalen Schwerpunkte in München: die Immunonkologie und die personalisierte molekulare Onkologie. Das Ziel der Immunonkologie ist es, das eigene Immunsystem zu ertüchtigen, um Krebserkrankungen besser zu bekämpfen. Einen alternativen Weg geht München in der personalisierten molekularen Onkologie, um durch die möglichst genaue molekulare Beschreibung der Krebserkrankung das passgenaue Medikament zu finden. So wird ganz gezielt die molekular treibende Kraft eines Tumors ausgeschaltet. Diese translationale Forschungsstrategie folgt dem dualen Konzept der Vorwärts-Translation (aus dem Labor in die Patientenbehandlung) und der reversen Translation (von den klinischen Beobachtungen individueller Patient:innen zurück ins Labor).
Neben der Forschung unterstützt das DKTK München auch essentielle Infrastruktur im Bereich Krebs. Dazu gehört die strukturierte, ethisch und datenschutzrechtlich einwandfreie Sammlung von Biomaterialien für zukünftige Forschungsprojekte. In Zusammenarbeit mit Spezialist*innen aus verschiedenen Fachrichtungen des LMU Klinikums und des Klinikums rechts der Isar findet das Molekulare Tumorboard (MTB) des Comprehensive Cancer Center München (CCCM) wöchentlich statt. Hier erfolgt eine breite molekularpathologische Diagnose und eine individuell auf die Patient:innen zugeschnittene Behandlung – basierend auf unseren Säulen der Immunonkologie und der molekularen Onkologie. Ziel ist es, auch Patient:innen, denen keine Standardtherapie zur Verfügung steht, oder Patient:innen mit seltenen Tumorerkrankungen eine zielgerichtete Therapie im Rahmen klinischer Studien oder eines individuellen Heilversuchs zu ermöglichen. Verknüpft mit dem Molekularen Tumorboard finden zahlreiche DKTK-Forschungsprogramme zur weiteren Verfeinerung der Patientenauswahl für Behandlungsstrategien ihre Anwendung.
Das DKTK engagiert sich auch im Bereich der Ausbildung zukünftiger onkologischer Spezialist:innen an der Schnittstelle zwischen Forschung und Patientenbehandlung. Dazu werden medical und clinician scientists in der DKTK School of Oncology ausgebildet. Gemeinsam mit dem CCC München wird ihnen eine Rotation zwischen den verschiedenen Fachrichtungen beider Münchner Universitätsklinika im Munich OncoTrack ermöglicht.
Der DKTK Partnerstandort München hat seinen Schwerpunkt auf gastrointestinalen Krebserkrankungen, dem Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie Blut- und Lymphdrüsenkrebs gesetzt. Darüber hinaus ist man am Standort auch in zahlreichen weiteren Tumorerkrankungen breit engagiert. Im Rahmen dieser Aktivitäten versuchen die Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen des DKTK Standortes München das Verständnis, die Diagnostik und die Behandelbarkeit von Krebserkrankungen nachhaltig zu verbessern, um einen Beitrag zur Versorgung krebskranker Menschen sowohl DKTK-weit als auch international zu leisten.
Partnereinrichtungen
- Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
- LMU Klinikum
- Technische Universität München (TUM)
- Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (MRI)